Rückwärts gehen & Gedächtnis
Die Beziehung zwischen Denken & Gedächtnis und körperlicher Bewegung wird immer mehr untersucht. Studien zeigen, dass Bereiche des Gehirns, die für Bewegung zuständig sind, auch ihre Funktionen in Denkprozessen haben. Viel liegt noch im Dunkeln und ist unerforscht. Einige Erkenntnisse gibt es aber schon. 2019 wurde so beleuchtet, welchen Effekt rückwärts gehen auf Gedächtnisleistung in Bezug auf das Erinnerungsvermögen hat.
Es erscheint zunächst skurril, etwas so einfaches soll Denkprozesse vereinfachen? Denn das ist bei der Studie rausgekommen. Die Probanden die lediglich 10m rückwärts gingen statt vorwärts konnten sich besser an etwas vorher gemerktes erinnern. Eine spezifische Bewegungsrichtung, in diesem Fall rückwärts, beeinflusst also unsere Fähigkeit, sich an Vergangenes zu erinnern.
Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass rückwärts gerichtete Bewegung mit der Idee des “Zurückgehens” in der Zeit zusammenhängt. Evolutionär ein Überbleibsel aus alter Zeit, immernoch in unserer DNA verankert. Wir drehen uns um und blicken zurück, damit wir uns an Orte oder Ereignisse erinnern, an denen wir vorbeigegangen sind. Eine Verbindung von Bewegung zu Denkprozessen und Erinnerungsvermögen also.
Unabhängig von dem zugrunde liegenden Mechanismus können wir uns das Herausgefundene zu Nutze machen. Und zwar nicht nur in Krankheit wo Gedächtnisleistung beiinträchtigt ist. Auch im Gesunden kann, etwa vor Tests die viel Auswendiglernen erfordern, 10 Meter rückwärts gehen unsere Gedächtnisleistung positiv beeinflussen. Sicherlich auch pädagogisch relevant.
Ein faszinierender Einblick in die Verbindung von Gedächtnis und Bewegung.
Quelle: Aksentijevic A, Brandt KR, Tsakanikos E, Thorpe MJA. It takes me back: The mnemonic time-travel effect. Cognition. 2019;182:242-250. doi:10.1016/j.cognition.2018.10.007